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Veröffentlichungen | Abstract 

Schätzrisiken in der Portfoliotheorie

in: Kleeberg, J.M. & Rehkugler, H. (Hrsg.): Handbuch Portfoliomanagement,

2. Auflage, Bad Soden/Ts. 2002, S. 895-919

Prof. Dr. Alexander Kempf [University of Cologne]

Dr. Christoph Memmel [University of Cologne]

 

Abstract:

In unserem Beitrag haben wir versucht, das Problem der Fehlschätzungen

bei der Implementierung des Portfolioansatzes von Markowitz darzustellen und

Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Die wesentlichen Ergebnisse der

Arbeit lassen sich wie folgt zusammenfassen. Erstens, die Schätzrisiken

in Verbindung mit den erwarteten Renditen besitzen für Anleger die größte

Relevanz, da sie sich zum einen am stärksten in den Portfoliogewichten

niederschlagen und zum anderen, weil die Schätzung der erwarteten Renditen

die größten Schwierigkeiten verursacht. Zweitens, die Schätzrisiken

sollten durch verbesserte Schätzer für die erwarteten Renditen verringert

werden. Hierzu kann beispielsweise auf die Arbeiten von James und Stein zurückgegriffen

werde. Drittens, selbst wenn ein Anleger verbesserte Schätzer für

die erwarteten Renditen verwendet, sollte er bei der Ermittlung des optimalen

Portfolios das verbleibende Schätzrisiko in sein Kalkül einbeziehen.

Wie dies geschehen kann, haben wir in einem Modell dargelegt. Viertens, in

einer kleinen empirischen Studie haben wir gefunden, daß die Performance

einer Strategie unter Berücksichtigung des Schätzrisikos signifikant

besser war als die einer Strategie unter Vernachlässigung des Schätzrisikos.

Offen muß die Frage bleiben, ob selbst verbesserte Schätzmethoden

für die erwarteten Renditen gut genug sind, um Portfoliostrategien zu

schlagen, die gänzlich auf die Schätzung von erwarteten Renditen

verzichten. Letztere Ansätze werden immer dann besonders gut abschneiden,

wenn Wertpapiere betrachtet werden, deren erwarteten Renditen sehr schwer

aus Zeitreihendaten zu prognostizieren sind. Für dieses Anlageuniversum

dürfte eine passive Index-Strategie oder eine aktive Varianz-Minimierungs-Strategie

besonders gut abschneiden.