Veröffentlichungen | Abstract
Die Qual der Wahl
Eine empirische Untersuchung zum Status-Quo Bias im Fondsmarkt
in: Matthias Bank/Bettina Schiller (Hrsg.): Finanzintermediation - Theoretische,
wirtschaftspolitische und praktische Aspekte aktueller Entwicklungen im Bank-
und Börsenwesen, Stuttgart 2004, S. 103-122
Prof. Dr. Alexander Kempf [University of Cologne]
Dr. Stefan Ruenzi [University of Cologne]
Zusammenfassung:
Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Frage, in welchem Ausmaß Fondsanleger einem Status-Quo Bias (SQB) unterliegen. Ein SQB liegt dann vor, wenn Individuen zu häufig eine bereits zuvor gewählte Alternative erneut auswählen, obwohl diese Alternative nun nicht mehr optimal ist. Ein Kennzeichen des SQB, das in experimentellen Studien (Samuelson und Zeckhauser (1988)) bestätigt wurde, ist darüber hinaus, dass sein Ausmaß mit der Anzahl der zur Verfügung stehenden Alternativen zunimmt.
In dieser Arbeit untersuchen wir, wie Fondsanleger ihre Investitionsentscheidung treffen. In einer empirischen Studie zum amerikanischen Fondsmarkt stellen wir zunächst fest, dass Fondsanleger vor allem jene Fonds kaufen, die in der Vergangenheit eine Top-Performance geliefert haben. Ausserdem ist der Zusammenhang zwischen vergangener Performance und zukünftigen Zuflüssen konvex, d.h. währen der Löwenanteil der Zuflüsse in die Top-Fonds fliesst, unterscheiden sich die Zuflüsse in mittlere und schlechte Fonds kaum. Dieses Ergebnis ist auch in der existierenden Literatur bereits gut abgesichert.
Das Vorliegen eines SQB können wir mit unserer Studie bestätigen. Zunächst finden wir eine starke und statistisch signifikante Abhängigkeit des Fondswachstums eines Fonds in einem bestimmten Jahr von seinem Wachstum im Vorjahr. Dieser Effekt ist umso stärker, je mehr Fonds in einem bestimmten Segment tätig sind. Somit liefern wir mit dieser Studie erstmals auch empirische Evidenz für die Hypothese von Samuelson und Zeckhauser (1988), dass die Stärke des SQB mit der Anzahl der zur Verfügung stehenden Alternativen zunimmt.